Zimraum

Die Studie «Was steckt hinter der Wohnungsnot» beleuchtet die Hintergründe der Wohnungsnot mit Fakten und den Ergebnissen aus einer grossen Befragung aus der Sicht von mehr als 1000 Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher. Die Ergebnisse zeigen: 83 Prozent sehen den Wohnungsmarkt in Zürich in Notlage. Das überraschende dabei: Die in der Umfrage am meisten genannte Erklärung ist nicht etwa die internationale Zuwanderung – wie von Bund und Medien in den Vordergrund gestellt wird – sondern das Angebot: Die Wohnungen werden als zu gross und zu teuer eingeschätzt. Schuld an der Wohnungsnot ist also gemäss den Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher nicht die Personenfreizügigkeit, schuld sind die Mietpreise. Und Mietpreise steigen, wenn das Angebot zu knapp ist. Die Diskussion soll sich also viel mehr um die Ausweitung des Wohnungsangebots drehen.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie sind (S. 17f):

  1. Die Medien gehen sehr stark auf die Nachfrage ein, die Betroffenen nennen das Angebot häufiger als Ursache für die Wohnungsnot. Diese Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des öffentlichen Diskurses durch die Presse und dem Eindruck der Stadtzürcher erschwert das Finden von zielführenden Lösungsansätzen.
  2. Geburten und steigende Lebenserwartungen machen einen grossen Teil der Verknappung von Wohnraum aus, werden aber kaum thematisiert. Wenn, dann in der Verdrängung von Familien aus der Stadt, wenn sie auf der Suche nach Wohnungen mit mehr Zimmern kein zufriedenstellendes Angebot finden respektive der Verdrängung von alten Leuten, wenn alte Liegenschaften Ersatzneubauten weichen müssen.
  3. Betroffene sehen nur das teure Wohnungsangebot, was letztlich eine Folge des Nachfrageüberhangs ist. Ursache ist die Verknappung des Wohnungsangebots wegen zu geringer Wohnbautätigkeiten an begehrten Lagen. Das wiederum führt auch zu einer geringeren Wohnmobilität im länger bewohnten Wohnungsbestand, dessen Mietpreise deutlich unter den Angebotsmieten liegt, und damit zu einer Anspannung des Wohnungsmarktes. Dass die Nachfrage das Angebot klar übersteigt ist jedoch nicht nur ein Angebotsproblem sondern auch eine Folge der hausgemachten Nachfrage, wie ein gestiegener Anspruch an den Wohnraum der sich bei Renovationen und beim Neubau äussert und ein veränderter Lebensstil.
  4. Das spezifische Inserateverhalten in den Printmedien trägt zur verzerrten Wahrnehmung der Wohnungsnot bei, weil dort Wohnungen im hohen Preissegment offensiv beworben werden.
  5. «Wohnungsspekulanten» werden als Ursache der Wohnungsnot abgestempelt, weil sie nach ihrer Systemlogik funktionieren und aus dem knappen Angebot das Letzte herausholen. Der Hebel liegt allerdings in den restriktiven Rahmenbedingungen, welche den Wohnungsbau an stark nachgefragten Lagen verhindert.

Publikationsjahr

2013